Wie funktioniert das Segelfliegen?

Wir Segelflieger bedienen uns als Antriebskraft der Sonne. Sonneneinstrahlung führt nämlich dazu, dass sich die Luft – insbesondere über bestimmten Landschaftsoberflächen – erwärmt. Die im Vergleich zur umgebenden Luftmassen erwärmte Luft steigt nach oben. Es entsteht Thermik. Segelflieger suchen gezielt solche aufsteigenden Luftmassen, um mit diesen Aufwinden nach oben zu steigen. Starke Thermik ist häufig in einem etwa 200 bis 300 Meter breiten „Trichter“ zu finden. Um innerhalb dieses Bereichs, der als Bart bezeichnet wird, zu verbleiben, dreht man mit dem Segelflugzeug relativ enge Kreise. Die Folge ist, dass man in einer Spirale an Höhe gewinnt. Dieser Höhengewinn beträgt, je nach Aufwind, ca. 2 bis 5 Meter pro Sekunde. Ein Instrument, das sogenannte Variometer, hilft dem Piloten, Thermik zu finden und optimal zu nutzen.

Nach oben hin wird der Bart in der Regel etwas breiter, und ab einer bestimmten Höhe schließlich schwächer. Diese Höhe bezeichnet man als Basis, und diese ist von der Wetterlage abhängig. Normalerweise fällt die Basis ungefähr mit der Wolkenuntergrenze zusammen. Unter guten Bedingungen liegt sie bei 1.500 bis 3.000 Meter über dem Boden und markiert die höchste Höhe, welche ein Segelflugzeug aus eigener Kraft erreichen kann.

Wie startet eigentlich so ein Segelflugzeug?

Um die Thermik nutzen zu können, benötigen Segelflugzeuge eine gewisse „Anfangshöhe“. Da die Flugzeuge in der Regel nicht über einen Propellerantrieb verfügen, müssen sie mit externer Motorkraft auf diese Anfangshöhe gebracht werden. Heute sind zwei verschiedene Startarten gebräuchlich: Erstens gibt es den Windenstart. Das Segelflugzeug wird dabei über ein etwa 1.200 Meter langes Seil mit einer Seilwinde verbunden. Die Winde zieht dann das Seil möglichst zügig ein, so dass das Segelflugzeug sehr schnell seine Abhebgeschwindigkeit von 85 bis 100 km/h erreicht. Nach Erreichen einer Sicherheitshöhe versucht der Pilot durch Ziehen des Steuerknüppels möglichst schnell an Höhe zu gewinnen, während das Seil weiter eingezogen wird. Sobald sich das Flugzeug schräg vor der Winde befindet, erlaubt der Seileinzug durch den Winkel keinen weiteren Höhengewinn. Das Seil wird nunmehr ausgeklinkt und fällt mit einem Fallschirm zu Boden. Das Segelflugzeug befindet sich nunmehr (nach ungefähr einer Minute) in einer Höhe von etwa 450 bis 550 Metern über dem Boden. Aus dieser Höhe versucht der Pilot, in die Thermik einzusteigen.

Neben dem Windenstart ist der Flugzeugschlepp eine weitere Startmethode. Dabei wird das Segelflugzeug mittels eines Seils mit einer Motormaschine verbunden. Nach dem Start steigt die Motormaschine binnen 6 bis 10 Minuten auf 600 bis 900 Meter über dem Boden und der Segelflugpilot klinkt das Seil aus, welches weiter an der Motormaschine hängen bleibt.

Welches Wetter ist für das Segelfliegen optimal?

Segelfliegen kann man bei fast jedem Wetter, abgesehen von Nebel oder starkem Niederschlag. Jedoch ist die Wetterlage nicht immer gleich geeignet. Am beliebtesten bei Segelfliegern sind daher die sogenannten Cumulus-Wolken (Schäfchenwolken). Sie zeigen an, wo mit Thermik gerechnet werden kann – nämlich meistens direkt darunter. Ein Flug von Wolke zu Wolke erlaubt es damit, weite Strecken von in einzelnen Fällen bis zu 1.000 Kilometern zurückzulegen.

Auch eine wolkenlose Wetterlage verursacht Thermik. Diese nennt man Blauthermik. Um sie zu nutzen, orientieren sich die Piloten an der Landschaftsoberfläche. Die Luft steigt über Grasflächen, Ortschaften und Kiesgruben stärker auf, als über Wäldern und Wasserflächen, weil sie sich dort schneller erwärmt.

Was passiert, wenn die Thermik mal weg ist? 

Sollten durch Wetteränderung einmal nicht mehr genügend Aufwinde für den Segelflieger erreichbar sein, können immer noch weiter Strecken zurückgelegt werden um einen Flugplatz zu erreichen. Je nach Segelflugzeug sind z.B. aus 1.000 Meter Höhe selbst ohne Thermik noch Strecken von über 60 Kilometern möglich. Normalerweise kann somit der nächstgelegene Flugplatz erreicht werden. Und selbst wenn die Höhe einmal nicht mehr ausreicht, können Segelflugzeuge durch ihre relativ kurze Landestrecke auf einer geeigneten Wiese „außenlanden“.

Wie schnell fliegt so ein Segelflugzeug?

Segelflugzeuge benötigen je nach Bauart 75 bis 95 km/h, damit die Flügel genügend Auftrieb erzeugen können. In der Thermik versucht man bewusst, relativ langsam zu fliegen, um dort möglichst lange zu bleiben und möglichst enge Kreise fliegen zu können. Sollte man ein Gebiet mit Abwinden passieren, was zu hohem Sinken führt, versucht man dort möglichst schnell, also mit bis zu 150 km/h hindurchzufliegen. Wenn man eine Strecke fliegt, wird man zwischendurch immer wieder durch Kreisen Thermik mitnehmen. Somit sind Durchschnittsgeschwindigkeiten von etwa 100 km/h üblich. Die Höchstgeschwindigkeit vieler Segelflugzeuge beträgt bei ruhigem Wetter mehr als 240 km/h.

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Segelfliegergruppe Tannheim e.V.

Flugplatz
88459 Tannheim